Wenn alles zu viel wird: Wie du dich in deiner eigenen Stimme wiederfindest

Reizüberflutung bewältigen
Zuletzt überarbeitet am August 07, 2025

Es war in Batumi. Ich saß mit meinem Laptop auf der gemütlichen Couch, das Meer rauschte am Fenster und die Luft war warm. Instagram hätte gesagt: Traumleben. Doch ich war wie betäubt.

Slack-Nachrichten, fünf Tabs offen, ein dringender Kunden-Call, einige unbeantwortete Mails im Postfach. Mein Kopf rauschte. Mein Herz war still. Ich hatte alles, was ich mir erträumt hatte – und gleichzeitig das Gefühl, in mir selbst zu verschwinden, weil ich nicht wusste, wie ich diese Reizüberflutung bewältigen sollte.

Ich war nicht mehr da. Nicht wirklich. Und irgendwann, mitten in einem Zoom-Meeting, schloss ich den Laptop, schob ihn beiseite und sagte in Gedanken leise zu mir selbst: „Ich kann das gerade nicht. Alles ist zu viel.“

Reizüberflutung ist kein Luxusproblem – sondern eine stille Krise

In einer Welt, in der immer etwas aufploppt, vibriert, ruft, blinkt – ist es kein Wunder, dass wir überfordert sind.
Reizüberflutung bewältigen zu müssen ist nicht nur ein Thema für Hochsensible. Es ist ein Thema für alle, die fühlen. Die reflektieren. Die mitten im Lärm nicht vergessen wollen, wer sie eigentlich sind.

Wir sind täglich Hunderten Reizen ausgesetzt: visuell, auditiv, emotional.
Nachrichten. Meinungen. Erwartungen. Vergleiche.
Und wenn du zusätzlich selbstständig bist, Verantwortung trägst oder viel mit Menschen arbeitest – potenziert sich dieser Lärm.

Doch während unser Kopf versucht, alles zu filtern, wird unsere innere Stimme immer leiser.
Und irgendwann ist sie kaum noch hörbar.
Dann stehen wir da – äußerlich funktionierend, innerlich verloren.

Was Reizüberflutung wirklich mit uns macht

Mentale Erschöpfung ist nicht dasselbe wie Müdigkeit.
Sie lässt sich nicht ausschlafen.
Sie ist wie ein ständiger Grundton im Nervensystem – unterschwellig, aber dauerhaft.
Ein Gefühl von „Ich kann nichts mehr aufnehmen“, obwohl doch ständig etwas von dir will.

Vielleicht hast du das auch schon erlebt:

  • Du kannst dich nicht mehr konzentrieren, springst von Tab zu Tab.
  • Jede Nachricht wirkt wie eine Anforderung – selbst ein „Wie geht’s dir?“.
  • Du ziehst dich zurück, aber statt Entspannung spürst du Taubheit.
  • Dein Körper fühlt sich angespannt an, obwohl du „nur gesessen hast“.
  • Du verlierst dich in stundenlangem Scrollen – ohne echte Erinnerung daran, was du gesehen hast.

Reizüberflutung bewältigen heißt nicht, einfach mal das Handy wegzulegen.
Es heißt, zu erkennen: Ich bin überladen. Nicht schwach. Nicht falsch. Nur überreizt.

Und das ist ein Zeichen – kein Scheitern.

Rückzug ist kein Rückschritt – sondern eine Rückverbindung

Als ich mich damals in Tulum aus dem Coworking-Space zurückzog, dachte ich zuerst: Jetzt versage ich.
Ich hatte Kundentermine abgesagt. Social-Media-Pausen eingelegt. Sogar mein Mailprogramm deinstalliert.

Und dann passierte etwas Unerwartetes:
Ich hörte wieder etwas.
Ganz leise.
Eine Stimme in mir, die ich vergessen hatte.

Sie sagte nicht: „Du musst.“
Sie sagte: „Ich bin noch da.“

Rückzug ist nicht immer das Ende von etwas.
Manchmal ist es der Anfang.
Der Anfang einer neuen Beziehung – zu dir selbst.

Deine innere Stimme ist noch da – auch wenn sie lange still war

Zwischen all den Reizen, Anforderungen, Erwartungen – ist da eine leise, unverstellte Wahrheit in dir.
Deine eigene Sprache. Deine innere Stimme.

Vielleicht hast du sie lange nicht mehr gehört.
Vielleicht hast du sie übertönt – mit Aufgaben, Podcasts, To-dos.
Vielleicht hast du sie nicht mehr ernst genommen, weil sie sich nicht durchgesetzt hat.

Aber sie ist da.
Sie ist nicht laut.
Aber sie ist ehrlich.

Die innere Stimme finden heißt nicht, sie „herzustellen“.
Es heißt, sie wieder freizulegen.
Schicht für Schicht.
Lärm für Lärm.

Impulsfragen: Hörst du dich noch?

Wenn du magst, nimm dir kurz Zeit – vielleicht mit deinem Journal oder einfach beim Lesen:

  • Wann habe ich mich das letzte Mal wirklich gehört?
  • In welchen Momenten spüre ich mich – ganz ohne äußere Bestätigung?
  • Welche Reize rauben mir Energie? Welche nähren mich?
  • Was würde ich tun, wenn gerade niemand etwas von mir erwartet?

Du musst nicht alle Fragen beantworten.
Manchmal reicht eine.
Oder nur die Stille danach.

Mini-Guide: 5 einfache Tools, um Reizüberflutung zu bewältigen

Hier sind fünf leise Werkzeuge, die dir helfen können, wenn alles zu viel wird:

1. Reizstopp für 10 Minuten

Setze dich an einen ruhigen Ort. Kein Handy. Kein Buch. Kein Input. Nur du.
Schließe die Augen. Spüre deinen Körper.
Was hörst du? Was fühlst du? Was fehlt?

Zehn Minuten Stillstand können mehr bewirken als zehn Stunden „Produktivität“.

2. Sensorische Erdung

Wenn du merkst, dass dein System überflutet ist, geh in den Körper.
Halte etwas Kühles (z. B. einen Stein oder Löffel), trinke einen Schluck Wasser ganz bewusst, geh barfuß.
Sensorik hilft, vom Kopf ins Jetzt zu kommen.

3. Offline-Zeiträume definieren

Nicht „Digital Detox“ für 30 Tage. Sondern ein Fenster: 20–22 Uhr kein Bildschirm.
Oder: Morgens die ersten 30 Minuten ohne Handy.
Kleine Schutzräume schaffen Abstand.

4. Journaling: Stimme auf Papier

Wenn alles zu viel ist, schreib.
Nicht schön. Nicht klug. Einfach ehrlich.
„Was gerade in mir ist…“
Und dann los.
Die innere Stimme finden heißt oft: sie schreiben lassen.

5. Rückzugsritual etablieren

Ein Tee am Abend. Kerze anzünden. Musik hören.
Rückzug braucht Rituale.
Nicht um „etwas zu tun“ – sondern um dich wieder zu erinnern, dass du bist.

Du bist nicht zu sensibel – du bist lebendig

Die Fähigkeit, zu viel zu spüren, ist keine Schwäche.
Es ist eine Erinnerung: Dein System funktioniert. Es schützt dich.
Reizüberflutung bewältigen bedeutet, deine eigenen Grenzen zu ehren.

In einer Welt, die dich ständig ruft, brauchst du Momente, in denen du nur für dich da bist.
Du darfst nicht erreichbar sein.
Du darfst nicht reagieren.
Du darfst dich rausnehmen – und dadurch zurückfinden.

Sanfter Ausklang & Einladung

Wenn du dich in diesem Text wiederfindest,
wenn du auch spürst, dass dein Nervensystem im Dauerstress ist –
dann möchte ich dir etwas mitgeben:

👉 Mein Freebie: 7 kraftvolle Journaling-Übungen, um zurück in deine Mitte zu finden.
Ein leiser Begleiter für Zeiten, in denen der Kopf laut ist – und das Herz leise.

Du bist kein „zu viel“.
Du brauchst nur weniger Lärm.
Und mehr dich.

Von Herz zu Herz,
Claudia

P.S. Verbinde dich auch gerne mit mir auf Facebook und Instagram.

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Mein Weg war nicht immer einfach. In meinen frühen Zwanzigern habe ich schwere depressive Phasen durchlebt und sogar mehrere Suizidversuche hinter mir. Doch was für viele ein tiefes Loch bedeutet, wurde für mich der Start in ein neues Leben voller Wachstum und Stärke. Mein Leben änderte sich, als ich meine Leidenschaft für Websites und digitale Tools entdeckte, die mich schließlich in die Selbstständigkeit führte. Mit Raus aus dem Drama möchte ich eine Plattform aufbauen, die Mut macht und die Hoffnung weckt, dass Veränderung und Heilung möglich sind. Hier teile ich meine Geschichte, hilfreiche Ressourcen und gebe Einblicke in meinen Weg.

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