Monatsrückblick Juni 2025 – Klinik, Klarheit & kleine Schritte zurück ins Leben

Monatsrückblick Juni 2025

Es fällt mir nicht leicht, über diesen Monat zu schreiben. Nicht, weil er voller Schmerz war – sondern weil er voller Erkenntnisse war, die weh tun. Und doch schreibe ich. Weil dieser Juni mehr war als ein weiterer Abschnitt in meinem Kalender. Er war ein Wendepunkt. Leise, ehrlich, unbequem. Und vielleicht gerade deshalb so wertvoll.

Denn wenn ich heute auf den Juni 2025 zurückblicke, sehe ich keine perfekte Heilung – aber viele kleine Wahrheiten, die mir den Weg zurück zu mir gezeigt haben. Es war ein Monat, in dem ich mich selbst neu kennengelernt habe: inmitten von Unsicherheit, alten Wunden und neuen Möglichkeiten. Und auch wenn ich manches lieber verdrängt hätte – ich bin froh, dass ich hingesehen habe.

Zwischen Hoffnung und Wirklichkeit – ein Klinikaufenthalt mit Tiefgang

Ich bin mit einem fast schon vorsichtigen Optimismus in den Juni 2025 gestartet. Bereits Mitte Mai hatte ich mich wegen akuter Suizidgedanken selbst über den Notruf in stationäre Behandlung begeben – und zu Beginn des Monats hatte ich das Gefühl, emotional wieder auf stabilerem Boden zu stehen. Ich dachte, der Weg zurück in den Alltag sei nur noch ein kleiner Schritt.

Doch dann kam die Realität – in Form von Belastungserprobungen, Gesprächen, Begegnungen. Eine Übernachtung zu Hause, ein Wochenende bei meiner Mutter, Gruppentherapie, Einzelgespräche – und plötzlich war klar: Ich hatte mich überschätzt. Mein System war noch nicht bereit. Ich war noch nicht bereit.

Besonders die Gespräche mit dem Psychologen auf der Station und meinem Bezugspfleger haben mir die Augen geöffnet: Selbstreflexion ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Heilung. Doch sie ersetzt nicht den (professionellen) Blick von außen. Unsere blinden Flecken sind eben – blind. Und manchmal brauchen wir jemanden, der den Mut hat, ehrlich hinzuschauen und uns zu spiegeln.

Ich habe verstanden, dass meine emotionale Instabilität und Impulsivität nicht einfach „Charaktersache“ sind – sondern Muster aus meiner Vergangenheit, die tief sitzen und mich immer wieder in depressive Abgründe führen. Besonders, wenn sie Beziehungen belasten oder zerreißen. Eine neue Diagnose hat diese Einsicht nochmal untermauert: keine „reine“ Borderline-Störung, sondern eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit emotional-instabilen und dissozialen Anteilen. Es hat mir in dieser Sitzung den Boden unter den Füßen weggezogen, das zu hören – und doch war es wie ein Schlüssel. Endlich ergaben viele meiner destruktiven Verhaltensmuster einen Sinn.

APOS-Studie – Wenn Forschung zur Selbstbegegnung wird

Mitten in diesem Prozess kam eine überraschende Anfrage: Der Chefarzt der Psychiatrie sprach mich an und lud mich ein, Teil der sogenannten APOS-Studie zu werden. Ein Forschungsprojekt, das erforscht, wie sich Suizidgedanken und -versuche nach einem Klinikaufenthalt besser auffangen lassen.

Da ich selbst mehrfach betroffen bin, sagte ich zu, ohne lange zu überlegen. Und fand mich Mitte Juni 2025 in einem intensiven Interview mit einer Studienmitarbeiterin wieder, in dem ich noch einmal alles aussprach: meine bisherigen Suizidversuche, meine Beweggründe, mein inneres Erleben. Es war kein einfacher Moment – jedoch ein ehrlicher. Und er hat mir mehr über mich gezeigt, als so manche Therapie.

Seitdem bin ich Teil dieser Studie: Täglich erhalte ich Fragen zu meiner momentanen Stimmung, zu (Suizid-)Gedanken, zu inneren Spannungen. Alles via App. Und zusätzlich erfasst eine Fitnessuhr meine Herzfrequenz – ein physischer Spiegel für mein inneres Auf und Ab. Was für Außenstehende vielleicht wie Kontrolle klingt, ist für mich ein Anker. Eine tägliche Einladung, innezuhalten. Nicht wegzulaufen. Hinzuspüren.

Und das Spannende: Die Fragen sind keine Pflichterfüllung. Sie wirken. Sie helfen mir, Muster zu erkennen – und früher zu merken, wenn meine Stimmung kippt. Es ist, als würde die Studie nicht nur Daten zur Prävention liefern, sondern mir auch kleine Impulse der Selbstverbindung. Jeden Tag aufs Neue.

Ein Zuhause in Sicht – und die Sehnsucht nach Ankommen

Ein weiteres Thema, das sich im Juni 2025 deutlich gezeigt hat: meine Wohnsituation – und das tiefe Bedürfnis nach einem echten Zuhause. Seit meiner Rückkehr nach Deutschland im November 2024 lebe ich übergangsweise bei meiner Mutter auf der Couch. Und auch wenn ich für ihre Unterstützung dankbar bin, spüre ich täglich: Ich brauche einen eigenen Raum. Einen Ort, der nur mir gehört – in dem ich mich jederzeit zurückziehen kann.

Schon vor Jahren hatte ich vom GEKU-Haus in Essen gehört – einem Mehrgenerationen Wohnprojekt, das mich damals schon fasziniert hat. Anfang Juni besuchte ich eine öffentliche Führung dort. Ich lief durch die Flure, sah die Menschen, die Vielfalt, die gelebte Gemeinschaft – und spürte: Das hier fühlt sich richtig an.

Ich habe mich auf eines der freien WG-Zimmer beworben. Und die Zeichen stehen gut. Vielleicht werde ich schon bald dort wohnen – in einem Haus, das nicht nur Raum bietet, sondern auch Resonanz. Denn ich weiß aus meinen Jahren als Digitale Nomadin: Ich brauche für mich keine große Wohnung um glücklich zu sein. Ich brauche einen Ort, an dem ich nicht allein bin – ohne mich erklären zu müssen.

Das GEKU-Haus verbindet für mich viele Dinge: Rückzug und Gemeinschaft. Struktur und Freiheit. Und vor allem: die Chance, wieder Wurzeln zu schlagen. Nicht aus Zwang. Sondern aus dem Wunsch, zu bleiben – bei mir, und vielleicht auch an einem Ort.

Was bleibt – und was wachsen darf

Wenn ich diesen Monat in einem Bild festhalten müsste, dann wäre es vielleicht ein Baum, der still seine Wurzeln prüft, während sich oben erste Blätter zeigen. Nichts Spektakuläres. Aber echt. Tief. Wahr.

Ich nehme aus dem Juni 2025 viele Erkenntnisse mit: dass Heilung nicht linear ist. Dass ich mich überschätzen kann – und trotzdem weitergehen darf. Dass Selbstverantwortung nicht bedeutet, alles alleine tragen zu müssen. Und dass Ehrlichkeit – gerade mit mir selbst – manchmal der heilsamste Schmerz ist.

Ich nehme auch konkrete Werkzeuge mit: die täglichen Achtsamkeitsfragen der Studie, das Gefühl von Stabilität durch Rituale, die Vision eines neuen Zuhauses. Und vor allem: die Entschlossenheit, weiterzumachen. Nicht als Kampf – sondern als Entscheidung.

Im Juli will ich wieder mehr Raum für „Raus aus dem Drama“ öffnen. Mich zeigen. Schreiben. Berühren. Doch diesmal ohne den Druck, etwas leisten zu müssen. Sondern aus dem Wunsch heraus, Verbindung zu schaffen – ehrlich, verletzlich, menschlich.

Diese Blogartikel habe ich im Juni 2025 veröffentlicht

Und du?

Vielleicht stehst du gerade auch an einem Punkt, an dem alles ein bisschen wackelt. Vielleicht hast du das Gefühl, zurückgeworfen worden zu sein. Oder fragst dich, ob das überhaupt noch „vorwärts“ ist, was du da lebst.

Dann möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Und du musst nichts beweisen. Manchmal reicht es, weiterzuatmen. Und vielleicht – irgendwann – wieder aufzustehen. In deinem Tempo. In deiner Wahrheit.

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Und falls du magst, teile mir doch gerne in den Kommentaren, wie dein Juni 2025 verlaufen ist.

Eine Antwort

  1. Liebe Claudia, vielen Dank für deine offenen Worte, das hat mich sehr berührt!

    Ich finde deinen Satz sehr interessant: „Wenn ich diesen Monat in einem Bild festhalten müsste, dann wäre es vielleicht ein Baum, der still seine Wurzeln prüft, während sich oben erste Blätter zeigen. Nichts Spektakuläres. Aber echt. Tief. Wahr.“

    Ich finde diesen Vergleich durchaus Spektakulär, denn genau so ist es. Wir Menschen sind wie Bäume, wir können echt stark verwurzelt sein und gleichzeitig so hoch wachsen und unsere Früchte tragen. Der Unterschied ist, Bäume hinterfragen ihre Fähigkeiten nicht und wachsen und tragen blüten oder früchte – wir Menschen leider schon.

    In diesem Sinne, Herzlichen Dank für deinen Blogbeitrag.

    Liebe Grüsse Nicole

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Mein Leben war nicht immer leicht: In meinen frühen Zwanzigern kämpfte ich mit schweren Depressionen und mehreren Suizidversuchen. Doch genau diese Herausforderungen wurden zum Wendepunkt.

Mit Raus aus dem Drama möchte ich anderen Mut machen und zeigen, dass Heilung und Veränderung möglich sind. Hier teile ich meine Geschichte, hilfreiche Ressourcen und unterstütze dich dabei, den ersten Schritt in ein Leben voller Leichtigkeit und Freude zu gehen.

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