Mein Monatsrückblick Oktober 2024 hat es wirklich in sich. Von Momenten voller Zuversicht und mit klarem Blick in eine positive Zukunft, bis hinunter ins tiefste Tal der Herausforderungen mit meinen Diagnosen Borderline & Depressionen.
Während ich die Zeilen für meinen Monatsrückblick Oktober 2024 schrieb ist mir erst so richtig bewusst geworden, dass dieser ein fast ideales Beispiel für die bei mir am ausgeprägtesten Symptome meiner Borderline Erkrankung ist: Starke Stimmungsschwankungen und meine stark impulsiven Handlungen, die ich im Anschluss zu 99% direkt bereue.
ACHTUNG: Wenn du selbst gerade in einer schwierigen Phase bist und dich das Thema Suizid-Gedanken & Suizid-Versuche triggern könnten, solltest du meinen Monatsrückblick Oktober 2024 zu einem späteren Zeitpunkt lesen.
Hochmut kommt vor dem tiefen Fall
Der Oktober begann mit einer Euphorie, die ich lange nicht mehr gespürt hatte. Es war, als hätte ich mich durch die starke Selbstreflexion im September selbst neu entdeckt, als hätte ich die Schatten der vergangenen Monate endlich hinter mir gelassen. Im August hatte ich mich auf Facebook zu meiner Depression bekannt, ehrlich und ungeschönt. Diese Offenheit und das viele positive Feedback fühlten sich befreiend an, fast wie ein Neuanfang. Und tatsächlich begann ich wieder zu träumen, Pläne zu schmieden. Mein Blogprojekt Raus aus dem Drama nahm Formen an, meine Visionen für die Zukunft fühlten sich greifbar an.
Ich war zuteifst davon überzeugt, dass ich mein depressives Tief endgültig überwunden hatte. „Das war’s, jetzt geht’s nur noch bergauf,“ dachte ich naiv. Ich ignorierte die Warnsignale. Dieses kleine Ziehen in der Brust, das immer wieder da war. Die leise Stimme, die mich nachts wach hielt. Stattdessen redete ich mir ein, dass alles gut sei. Warum auch nicht? Schließlich war ich in meinem bisherigen Leben ja schon so weit gekommen.
Doch wie heißt es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall. Und der Fall kam. Härter, tiefer, dunkler, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Dann willst du einfach nur noch, dass alles sofort vorbei ist
Freitag, der 25. Oktober 2024. Ein Datum, das sich wie ein Brandmal in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Der Tag, an dem ich nicht mehr konnte, nicht mehr wollte. Tagelang zuvor hatte sich leise etwas in mir zusammengebraut, das ich nicht wahr haben wollte und versuchte zu verdrängen. Es waren die stürmischen Tage in Batumi, an denen ich am Strand-Boulevard stand, auf das tobende Meer hinausblickte und dachte: Wie einfach wäre es, an einer ruhigen Stelle ins Wasser zu gehen und die Wellen alles beenden zu lassen?
Oder die Momente, in denen ich aus der 19. Etage auf die Stadt sah und mich fragte, ob das wirklich reicht. Wäre es sicherer, einen der Wolkenkratzer mit teilweise 50 Etagen zu nehmen? Es waren Gedanken, die ich mit einem Kopfschütteln abtat, als wären sie nur dumme Hirngespinste. Schließlich hatte ich mir nach meinem letzten Suizidversuch vor neun Jahren geschworen: Nie wieder mache ich so einen Bullshit.
Doch an diesem Tag war alles anders. Es fühlte sich an, als würde die Dunkelheit mich förmlich verschlingen. Ich wollte einfach nur noch, dass alles vorbei ist. Keine emotionalen Schmerz mehr, keine Schuldgefühle, keine Hoffnungslosigkeit, keine Probleme. Ich traf die Entscheidung, mir mit Unmengen Schlaf- & Schmerztabletten sowie einem Liter billigstem Vodka mein Leben zu beenden. Die weiteren Details will und werde ich hier im Monatsrückblick Oktober 2024 nicht ausführlich in Worte fassen.
Hurrah, ich lebe doch noch
Ich schreibe diese Zeilen für meinen Monatsrückblick Oktober 2024 und kann es selbst kaum glauben: Ich lebe. Trotz allem. Trotz meiner erneuten Entscheidung, mich dauerhaft von dieser Welt verabschieden zu wollen. Auch wenn ich zuvor nie groß an Gott und Schutzengel geglaubt hatte: Ich weiß nicht wie viele Schutzengel in dieser Nacht und den nachfolgenden Tagen an meiner Seite waren.
Die letzten Tage im Oktober waren ein surrealer Strudel aus Gedanken, Gefühlen und Ereignissen. Die ersten 24 Stunden nach dem Aufwachen waren wie ein dunkelgrauer Nebel – voller Angst, Schmerz und dem leisen Schimmer einer Frage: Warum bin ich noch hier? Ich war so durcheinander, körperlich schaffte ich es gerade mein Findelkind Zoey zu versorgen und mich die fünf Schritte ins Bad zu schleppen, um mich auszukotzen.
Sonntags hatte ich ein klein wenig mehr Durchblick und obwohl ich mich körperlich immer noch wie durch den Wolf gedreht fühlte, nachwievor regelmäßiger Gast über der Klo-Schüssel des eigenen Bads war, flüsterte es in meinem Inneren plötzlich „Ich will weiter leben. Mein Weg ist hier noch nicht zu Ende“. Zwischen Zoey versorgen und kotzen fing ich an mir Hilfe von den Menschen zu holen, zu denen ich tiefstes Vertrauen habe. Falls ihr das hier lest: Danke von Herzen!
Ich fing an, langsam wieder Hoffnung zu schöpfen – Lösungen, wie ich nach Deutschland komme fanden sich. Doch plötzlich verschlechterte sich in der Nacht von Sonntag auf Montag meine Verfassung immens. Mein Herz fing an zu rasen und ich spürte eine Atemnot, wie ich sie noch nie spürte. Über die Georgische Notruf-App 112 rief ich nachts um 02:00 Uhr den Notarzt.
Statt wie ursprünglich am Mittwoch den Flieger nach Deutschland zu nehmen, folgten 2x ~30 Stunden in der Notfall-Ambulanz von Batumi. Hatte mich Dienstag abends auf eigenes Risiko entlassen, weil ich mir a) Sorgen um meine Zoey machte und natürlich den Flieger nach Deutschland nehmen wollte, nur um Mittwoch früh wieder mit Atemnot und Herzrasen zurück ins Krankenhaus zu fahren – die Mitarbeiter waren übrigens alles andere als erfreut, mich wiederzusehen…
Während ich mit bis zu 3 Zugängen gleichzeitig an die Pritsche „gefesselt“ war, hatte ich sehr viel Zeit die letzten Wochen und Monate zu reflektieren. Langsam, ganz langsam, begann etwas in mir zu keimen. Dankbarkeit. Ja, Dankbarkeit, dass ich all dies überlebt habe. Dass mein Körper, mein Herz, mein Leben stärker waren als die Dunkelheit und ich mit relativ glimpflichen Folgen, diese schicksalshafte Entscheidung überlebt habe.
Ich bin mir bewusst, dass der Weg aus dieser Krise alles andere als einfach wird. Doch ich habe eines gelernt: Solange ich atme, habe ich eine Chance. Eine Chance, mein Leben neu zu gestalten, meine Geschichte zu erzählen und vielleicht – nur vielleicht – anderen zu zeigen, dass es auch in der dunkelsten Stunde einen Ausweg gibt.
Die wohl wichtigsten Erkenntnisse in meinem Monatsrückblick Oktober 2024: Dieser Monat hat mich gelehrt, dass das Leben fragil ist. Gleichzeitig es hat mir auch gezeigt, dass ich stärker bin, als ich dachte. Das ich Menschen um mich herum habe, denen ich voll und ganz vertrauen kann und die mir in dieser dunklen Stunde eine helfende Hand gereicht haben. Und vor allem: Dass ich noch nicht am Ende bin – nicht einmal annähernd.
Mein Monatsrückblick Oktober 2024 zeigt, dass dies ein Monat der Extreme war. Euphorie, Absturz, Überleben. Und trotz allem spüre ich eine neue Art von Hoffnung, tief in mir drin. Vielleicht nicht die laute, alles überschwemmende Hoffnung, die ich Anfang des Monats hatte. Sondern eine leise, beharrliche Hoffnung, die mich daran erinnert: Es geht weiter. Immer.
Ausblick auf November 2024
- Rückreise & Ankommen in Deutschland: Als ich im Dezember 2021 mit meinen zwei Koffern in den Flieger nach Athen stieg, hatte ich nie wirklich geplant, noch einmal langfristig nach Deutschland zurück zu kommen.
- Fokus auf meine eigene Genesung: Ich werde mein Business im Bereich Webdesign & Technischem Support vorerst auf Eis legen, um mich auf meine Heilung – sowohl körperlich, als auch psychisch – fokussieren.
- Blog Raus aus dem Drama: Ich will mich um dieses neue Projekt kümmern. Zum einen um anderen Mut zu machen, zum anderen um manche meiner Themen noch einmal intensiver anzugehen.
3 Antworten
Liebe Claudia
Deine Geschichte und all das berührt mich sehr.
Wie ich schon in meinem anderen Kommentar geschrieben habe, habe ich auch viele traumatische Erlebnisse gehabt. In der schwersten Zeit, als niemand bei mir war, war nur einer bei mir: Gott. Er gab mir den letzten Halt und die Hoffnung, die ich brauchte.
Es ist schön, dass du hier bist!
Liebe Grüße, Anja
Liebe Anja,
vielen Dank für diese wundervollen Worte. Ich hab in meiner Kindheit & Jugend nie groß mit Gott eine Verbindung gespürt. Lag vielleicht auch am familiären Umfeld sowie der Religionslehrerin, die immer regelrecht gepredigt hat, wir müssen in die Kirche um zu Gott zu finden… Heute sehe ich da vieles klarer. Gerade nach den vergangenen 3-4 Monaten.
Schön, dass auch du hier bist!
Liebe Grüße
Claudia
Hallo liebe Claudia
Ich wurde immer zur Kirsche mitgeschleppt. Allerdings denke ich, wer Gott finden will, wird es das auch. Und dazu MUSS man nicht ständig in die Kirche gehen. Leider kenne ich Kirchengänger, die Dinge predigen, die sie selbst nicht halten (können). Wer wirklich glaubt, tut dies mit Herzen!
Liebe Grüße, Anja